Ich lebe seit einiger Zeit in einer Zwischenwelt

Zumindest fühlt es sich so an. Seit 13,5 Jahren bin ich freiberuflich mit meinem QUIDDJE KREATIVBUERO  unterwegs. Ich habe mir mein Leben so gestaltet, dass ich selbstbestimmt arbeiten kann. Mein Slogan „kleine Menschen groß machen und nie aufhören neu anzufangen“ begleitet mich seitdem wie ein roter Faden.

Er steht für das, was mich antreibt: Menschen zu unterstützen, ihren Weg klar zu sehen, ihr Potenzial sichtbar zu machen und ihnen zu helfen, ihre eigene Weg zu finden und Sie zu begleiten..


Seit drei Jahren gibt es eine zweite große Konstante in meinem Leben: Heiko.

Wir sind Partner – in allen Lebenslagen. Privat, beruflich, im Alltag, in Träumen und in Herausforderungen. Unsere Verbindung war lange Zeit für mich etwas Seltenes und Kostbares, weil sie auf echter, tiefer und ehrlicher Nähe basierte – auf Zuhören, gemeinsamem Wachsen und dem Mut, auch die unbequemen Themen zusammen anzugehen.

Doch in letzter Zeit spüre ich, dass diese Nähe brüchig geworden ist. Die Verbindung, die uns immer getragen hat, fühlt sich gerade wie gekappt an. Wie konnte das passieren? Vielleicht, weil wir beide so viel tragen. Vielleicht, weil Arbeit, Projekte und Verantwortung oft lauter sind als die leisen Momente zwischen uns.

Beziehungen zu haben, ist etwas Schönes. Aber sie zu pflegen und zu halten, ist eine Lebensaufgabe. Gerade merke ich, wie sehr das unsere Kraft herausfordert – und dass es Mut braucht, hinzusehen, bevor der Abstand zu groß wird.


Aus unserer gemeinsamen Zeit und Energie ist People Places Purpose entstanden:

Unsere Vision: Menschen mit Orten zu verbinden, damit sie in ihre Wirksamkeit kommen. Und wenn ich sage „verbinden“, dann meine ich nicht nur, jemanden an einen Tisch oder in einen Raum zu bringen. Ich meine das tiefe, reale, gelebte Miteinander. Das Gefühl, wirklich gesehen und gehört zu werden. Dass man spürt: Ich bin gemeint. Ich gehöre hierher.


Vor einem Jahr haben wir gemeinsam entschieden, Hamburg hinter uns zu lassen.

Ich habe die Großstadt gegen den Alsenhof eingetauscht – 15.000 Quadratmeter Kreativzentrum, ein Ort zum Aufatmen. Dort bin ich nicht nur Mitgestalterin, sondern trage Verantwortung: für den Markenaufbau, für Gäste, für Veranstaltungen und die Organisation, für das Team. Das macht mir Freude – und gleichzeitig spüre ich, wie diese Rolle auch Kraft kostet. Es ist Gastgebersein, Investorengespräche führen, Konflikte lösen, Betten machen, Gelände zeigen, Camper einweisen. Alles hat seinen Platz. Und manchmal wächst mir das alles über den Kopf.

In den letzten Monaten habe ich gemerkt, dass ich an meine mentalen und emotionalen Grenzen stoße. Ich bin jemand, der tief in Verbindungen geht, der Projekte und Menschen nah an sich heranlässt. Manchmal sogar so sehr, dass sie ein Teil von mir werden. Und genau deshalb fällt es mir so unglaublich schwer, Nein zu sagen – besonders zu Menschen, die mir wichtig sind, oder zu Projekten, die mir ans Herz gewachsen sind. Aber ich habe verstanden: Wenn ich mich nicht um mich selbst kümmere, zahle ich dafür einen zu hohen Preis. 

Darum sage ich inzwischen öfter Nein. Nicht aus Ablehnung. Nicht, weil es mir egal wäre. Sondern, weil ich lernen muss, auf mich zu achten. Ich hoffe, dass mir das niemand übel nimmt.

Ich denke oft an das Bild aus dem Flugzeug: „Kümmere dich erst um dich, bevor du anderen helfen kannst.“ Genau das habe ich in den letzten Jahren zu oft vergessen. Meine Freiberuflichkeit ist in den Hintergrund gerückt, meine Hobbys auch. Tanzen, Zeichnen, Radfahren, Joggen in der Natur – alles Dinge, die mir Kraft geben und die mir fehlen.

Deshalb bin ich im Moment in Hamburg.

Es klingt vielleicht widersprüchlich: In der Stadt mit all ihrem Lärm und ihrer Dichte finde ich gerade Raum zum Atmen. Hier bin ich nah bei meinen Freunden, in meinem Lieblingscafé, beim Spaziergang am Kanal mit Balu, dem Hund aus meiner alten WG. Hamburg ist für mich eine Hass-Liebe, sagte ich mal zu einem Freund. Er fand das Wort zu hart und schlug vor, daraus Fernweh und Heimweh zu machen. Und genau so fühlt es sich an.

Ich habe in der Pandemie bewusst entschieden, dass ich das Partyleben, wie ich es früher gelebt habe, nicht mehr in dieser Form möchte. Weniger Konsum, weniger exzessive Nächte. Und doch möchte ich tanzen gehen, feiern – ohne Alkohol, ohne Kater am nächsten Tag. Ich möchte soziale Nähe, Gespräche, Begegnungen. Bedacht und doch frei.

Ich weiß, dass ich kein Entweder-oder will

Ich will ein Sowohl-als-auch. Stadt und Land. Unternehmerin und Kreativkomplizin. Tiefe Verbindung und eigenen Freiraum. Nähe und Rückzug. Berufliche Verantwortung und Leichtigkeit.

Das zu gestalten, verlangt mir gerade viel ab. Es zieht an mir, manchmal zerreißt es mich. Aber ich weiß, dass genau in diesem Spannungsfeld mein Leben liegt – und dass die Brücke zwischen diesen Welten meine eigene Schöpfung sein wird.

Vielleicht kennst du das Gefühl, zwischen zwei Welten zu leben. Vielleicht stehst du gerade selbst an diesem Punkt. Mich würde interessieren: Wie hast du deinen eigenen Weg gefunden, beides zu vereinen?


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